Steve, die Moldau, und die Fantasie

LISTEN HERE!


Die Parallelgeschichte hierzu erzählt Steve Tibbetts in den Klanghorizonten (HIER!), wenn er von seinem Eintauchen in ein frühes Album von Jefferson Airplane berichtet.

11 Kommentare

  • Olaf (Ost)

    Hallo Herr Engelbrecht.
    Wiedermal fand ich lange Zeit nicht dieselbe zum Hören der Septemberhorizonte.
    Nun geschah das ersehnte.
    Eine mystische Stunde. Beneidenswert stimmig, dicht, faszinierend komponiert.
    In der Gesamtstimmung ziemlich sinister. Sentiment, Trauer, Nachdenklichkeit, atomarer fallout. Das sind im Nachhinein meine Assoziationen.
    Dank Kopfhörer (der Quasiwalkman) ungeheuer nah.
    Ich habe dem Wortfluss nicht immer folgen können, so sehr taumelten die Ohren von Klang zu Klang, verirrten sich die Gedanken, waren Worte wie Wandervögel am Herbsthimmel.
    Als erste Reaktion dies:
    Ludwig Berger‘s Crying Glacier ist ein großartiges Naturkino. Und ebenso wie After The Wildfire recht beunruhigend.
    The Necks könnte meine nächste große Entdeckung werden. Never heard before.
    Robert Wyatt wiedermal überwältigend.
    Ich habe noch nicht begriffen, wer Philip Jeck ist, welche Rolle er spielte. Diese Veröffentlichung hab ich irgendwie auf bandcamp entdeckt, und er scheint für viele Musiker, die ich schätze, eine Bedeutung zu haben.
    Tibbetts kryptisch. Ich hatte mir vor vielen Jahren Ys und Exploded View auf Kassette gezogen und sie sehr spannend gefunden. Eher vom technischen Spektakel her, als vom emotionalen Wert. Seither nicht weiterverfolgt.
    Auch das Tripple von EnoBeatie harrt noch der genaueren Einsicht.
    Ach ja, die Zeit, die liebe.

    herzlich grüßend
    Olaf (Ost)

  • Michael Engelbrecht

    @ Olaf Ost: das ist sehr interessant, was bei vielen übereinstimmenden Wahrnehmungen unsere Unterschiede ausmacht, Herr Olaf Ost. Beu Steve Tibbetts hat mich nie das technische Spekatakel angezogen, stets der emotionale Wert der Musik, all die Gefühle und Dinge, die die Klänge in mir auslösten.

    In den letzten Wochen habe ich zwei Dinge bedauert, rückblickend auf die langen Radionächte der Klanghorizonte in ihrer vorletzten Phase, als sie von 1.05 Uhr bis 6.00 Uhr dauerten. Einmal dass ich keine Fünf Stunden Nacht über die Robert Fripp Box Exposures gemacht habe, ich hatte damals einen langen Text datu geschrieben, der das perfekte Skript dazu gewesen wäre.

    Das andere, dass ich nie eine FÜNF STUNDEN TIBBETTS NACH gemacht habe. Jetzt dem Magus Minneapolus in 55 Minuten zu prösentieren, bedeutet, aus einem Roman eine Kurzgeschichte zu machen, aber okay!

    Also, Herr Ost, wie bei Pharoah Sanders gibt es diese schönen Unterschiede in unserem Hören. Ich empfehle als Einstieg in die Welt des Herrn Tibbetts tatsächlich CLOSE, sein 10. von den zehn bei ECM erschienenen Alben. Oder die Anthologie HELLBOUND TRAIN. Und bei Pharoah Sanders TAUHID!

  • flowworker

    Einfach die zehn Tibbetts Alben durchrauschen lassen in 54 Minuten, macht wenig Sinn, wie Stippvisiten, also: Konzentration, luftiger Text storytellingstyle…

    Kurzer Akzent der Musik von CLOSE

    Text 1

    Am Anfang YR. Die heimische Werkstatt, das erste Wunderwerk.

    Text 2

    Dann: Northern Song. Ein Solitär, allein wg der Produktionszeit. Und der wiederkehrenden Stille.

    Text 3

    Dann: Safe Journey. Tibbetts‘ Reise um die Welt in 80 Tagen.

    Text 4

    Dann: Exploded View. Da kracht es auch im privaten Leben, bei dem unzertrennlichen Paar Steve und Marc und allerlei Chaos.

    Text 5

    Dann: Big Map Idea (1990). Magic with an easy hand. Pures Staunen. Aber Vorsicht: der Schreiber dieser Zeilen hat die liner notes dafür geschrieben. Und 500 Mark kassiert.

    Text 6

    ZITAT AUS TAGEBUCH (Jazzthetik 1994)

    Dann ein für mich zusammenhängendes Paar zweier 5 star albums, die Steve vorübergehend den Ruf eingebracht haben, ECM‘s loudest guitarist zu sein (dabei gibt es hier auch ein Quantum Stille): The Fall Of Us All. Und A Man About A Horse. Ich werde sie in meinem Text kurzschliessen, und wahrscheinlich nur einen einzigen Track aus beiden Alben spielen. Der Grund: Zeitmangel und Kohärenz

    Text 7

    OTON STEVE (The Absence)

    Dann das nächste Paar: Natural Causes und Life Of … hier kehrt die Meditation ein, die Akustikgitarre dominiert. Life Of ist unfassbar.

    OTON STEVE (Sing / The Lullabies / The End)

    Text 8

    Dann finale furioso: Close. Dazwischen meine Texte, die poetische Gebrauchsanweisungen sein sollten, kein Beitrag für die Zeitschrift Gitarre und Bass. Und sowieso Steves OTÖNE.

    The End … Dann sind die 54 Minuten um, ich markiere jetzt die Zwischenräume mit meinen Textnummern, lasse die OTÖNE aussen vor. Obwohl zuerst die playlist festgelegt wird, dann die OTÖNE eingesammelt, dann mein kleiner Essay geschrieben. Wer weiss was ich bei so wenig Zeit am Ende noch aussen vor lassen muss, es wird eng, knapp, „close“.

  • Olaf (Ost)

    Es gibt so ein paar Solitäre bei ECM. Tibbetts ist einer davon. Bislang hatte ich mich nur um Stephan Micus intensiver gekümmert.
    Tibbetts kam mir in die Quere, als ich meine »Gitarrenphase« hatte, Torn und allerlei andere Guitarreros entdeckte.
    Inzwischen ist hier soviel anregendes Material zu Tibbetts zusammengekommen, das – nebenbei – einen netten Essay ergeben würde, dass ich ihm meine Lauscher wieder zuwenden werde.
    Ich verlasse mich dabei gern auf Ihre hilfreiche Wegführung.
    Herzlichst gedankt!

  • Olaf Westfeld

    Hast Du den Vorgänger von YR – also das Debütalbum unter eingenem Namen – mal gehört?

  • flowworker

    Yep.

    Fantasievoll, aber nicht die Klasse von Yr. Esperimentierwiese.
    Ich geb‘a dir Ende Oktober mal mit. Irgendwann gab es die reissue bei Cuneiform, glaube ich.

  • flowworker

    Yr kommt zu uns wie ein Artefakt aus einer verlorenen Zivilisation. Es scheint reich an Details und Geschichte zu sein, doch gleichzeitig geheimnisumwittert und von einem Hauch von Exotik umgeben. Tatsächlich ist es das Werk von Steve Tibbetts, einem Multi-Instrumentalisten, der sich wie Don Cherry, Mike Oldfield und Jade Warrior mit globaler Synthese beschäftigt. Wie bei Oldfield ist Tibbetts‘ Musik im Wesentlichen eine Ein-Mann-Produktion, bei der das Aufnahmestudio und das Tonband zu Instrumenten werden, mit denen alle Elemente gemischt und in ein fast mystisches Werk verwandelt werden.

    Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

    Aus der five star review von Downbeat

  • Dr. Edwin U.

    Hallo Michael,

    dass mich die Klanghorizonte noch einmal auf und sogar in den Gletscher führen würden, hätte ich nie erwartet. Faszinierende Klänge! Die Aussagen von Steve Tibbets zur Genese seiner Musik und generell zu Musik sind sehr interessant.

    Und dann der Altmeister: Fünfzig Jahre! Kaum zu glauben.

    Eine tolle Sendung, und schön, dich mal wieder zu hören.
    Gern mehr davon.
    Viele Grüße
    Edwin

  • flowworker

    @Olaf Westfeld:

    „Steve Tibbetts“ Review by Rob Caldwell

    At once his most accessible work and also very experimental, Tibbetts‘ first album was released independently in 1976 before being picked up by Frammis. He began recording it while an art student at Macalaster College in Minnesota in the electronic music studio of the school on a four-track recorder. Still working on the album when he graduated, he ended up finishing it clandestinely late at night by sneaking into the school. The resulting album of totally self realized songs is great fun to listen to, as he used the studio as an instrument, mixing tape loops and effects with impressionistic acoustic guitar playing. Even at this young age, he’s equally at home with finger style guitar, psychedelic and world musics, and the soundscapes he creates are both introspective and adventurous. Highly recommended.

    https://www.allmusic.com/album/steve-tibbetts-mw0000022302

  • flowworker

    Auch eine Empfehlung wert: Steve Tibbetts Kollaborationsalbum mit Knut Hamre (Benedicte Maurseths Lehrer):

    this new collaboration between jazz guitarist Steve Tibbetts and world music is dazzling. On 1997’s Cho, Tibbetts painted an aural landscape with a chanting Tibetan nun. With Å (pronounced “Ah”) he joins Knut Hamre, master Hardanger fiddle player. Hardingfele music is the devil’s own in Norway, apparently, and the Lutheran church once ordered mass burnings of the instrument, perhaps unsettled by its wild drones and hypnotic tones.

    Tibbetts, of course, is here to praise the fiddle, not bury it, and he complements Hamre with his own delicate pickings. Acoustic bass, percussion loops, table drums, and even Gamelan samples enrich the texture without drawing attention away from ethereal melodies and a rigorous almost baleful sonority. Hard to say where the music belongs, for it is at once tuneful and ambient, wistful and harsh, blunt and lingering. Actually, it’s an easy call: Å belongs on your shelf.

    National Post Canada

  • Olaf Westfeld

    Die Knut Hamre Kollabo würde mich sehr interessieren, fast noch mehr als die beiden tibetischen Alben (die es immerhin bei spotify gibt). Leider im falschen Medium verfügbar. Das Debüt Album gebe es für nen Fuffie in Dortmund zu erwerben.

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