Die Tücke der Tickets, der kleine Hans, der wilde Norden, und eine Kneipe am Ende der Welt (eine Humoreske)

Long live Kevin Kline in Silverado – aber das ist eine andere Story! Es geht weiter mit den Pannen. Da meine Holde nicht nach Düsseldorf kommen kann am 21. Juni, nahm ich die beiden Cat Power-Tickets an mich, und legte sie superclever in einem Buch meiner Wahl ab, mit wunderbarer, mnemotechnisch geschulter, Eselsbrücke. Da hatte ich mich selber ausgetrickst, die Tickets finde ich nicht mehr. Zu jedem dritten Buch könnte ich eine fantasievolle Brücke zu Cat Power herstellen, allein alles Wirbeln durch die Seiten nutzte nichts. Der Kundenservice von Eventim entpuppte sich zudem als Unding. Zur Zeit bin ich der Meister im Verlegen – muss ich mir Sorgen machen, nein! Seit 2005 ungefähr habe ich eine unbändiges Interesse, Cat Power zu interviewen, und zwar as deep as deep can go, und live zu erleben. Aber leider gibt sie seit langem keine Interviews auf Tourneen. Eine gute Stunde suchte ich nun nach den Düsseldorfer Tickets – over and out.

Letztlich schaltete ich einen der besten Promoter ein, die ich kenne, und der ein verdammt kluger Typ ist. Und was bedeutet das, liebe Leser? Das bedeutet: Lukas und ich verstehen uns! Wir haben einen ähnlichen Humor, auch das. Obwohl, was meinen Humor und meinen Witz angeht, gibt es geteilte Meinungen. Neulich, bei einem noch nachzureichenden Bericht über einen kleinen „Aufstand der Analytiker“, fuhr mich der Lebensabschnittsgefährte einer im Bayerische zu verortenden Tiefseelenforscherin mit dem Alias SmallHans auf einem Blog mit folgenden Worten an: „Die seltsame Art des Michael E. etwas „witzig“ zu finden und sich damit gleichermassen wunderbar zu offenbaren, auf der “ … riesigen Spielwiese der Macho-Wettpinkler … “ derjenige zu sein, der am weitesten pinkeln kann, ist auch eine Aussage!

Das ist etwas halbrecherisch verschwurbelt, und ich hoffe, dass Klein Hans diese hochintellektuelle Gedankenkonstruktion unfallfrei überstanden hat. Ich habe diese Schwanz- Und Pinkelmetaphorik keinesfalls ins Spiel gebracht, und vermute, Frau stand gerade am Herd, beim Porridge, als Klein Hans, erbost vor die Ranch trat und vor seiner Retourkutsche mal seinen eigenen Weitpinkelstatus erhob. Sei‘s drum! Es ging da um Stellungnahmen zum alten Western von John Wayne bis Kevin Costner. Dann kam noch der eine und andere Cowboy dazu, und sie forderten mich auf, richtig zu lesen usw. Das war tatsächlich etwas Stoff zum Kopfschütteln! 😉 Um die Gemüter abzukühlen, empfahl ich den Jungs, sich mal einen meiner Lieblingswestern anzuschauen. War es „Silverado“ oder „Der Mann, der Liberty Valence erschoss“? Egal.

Ich schweife ab. Innerhalb von drei Stunden bin ich auf der Düsseldorfer Gästeliste für Cat Power gelandet. Sie gehört zu den wunderbaren SängerInnen, die die Lieder von anderen zu ihren eigenen machen können, wie Nina Simone, Johnny Cash auf seinen „American Recordings“, oder Robert Wyatt mit „Shipbuilding“. Hör dir DIESEN nicht ganz unbekannten Song an! Nach dem Flop mit den „Flammenden Lippen“ wollte ich nicht noch mal scheitern, und freue mich riesig auf „Cat Power sings Bob Dylan“. Ich bekam dann noch die Nummern meiner zwei gebuchten Sitzplätze heraus. Bedeutet: wenn ich keinen Topplatz erhalte als Gast des Hauses, husche ich zum Parkett rechts, und kann auf dem Nachbarsitz noch all meine Sachen ablegen, zum Beispiel ein Tonband alter Schule, um, wie in „Diva“, alles mitzuschneiden. I‘m only joking, dear! Und jetzt noch eine kurze Notiz von der Reiseberaterin meines Vertrauens: „Lieber Michael! Du hast mir gesagt, wie gerne du zeitnah zehn Tage in den wilden Norden von Mallorca reisen möchtest (nach deiner Lektüre der letzten SZ am Wochenende) – nun, ich habe dir, noch vor der Saison der Grossen Ferien, ein paar Orte rausgesucht. Melde dich bis morgen Mittag, solange reserviere ich dir alle Optionen.“

Und darum geht es nun, liebe Leser! Mallorca Ende Juni – und nach meinen Erfahrungen mit patriarchalisch organisierten Maulhelden aus dem Bayernland, hoffe ich, dass ich nicht von unduldsamen mallorcinis mit der Mistgabel gejagt werde, die seit Jahr und Tag Touristen auf’s Korn nehmen, und ihren Unmut mitunter drastisch zum Ausdruck bringen! Parallel zu diesem noch rein im Konjunktiv befindlichen Inselabenteuer ist das wunderbare Album „Luminal“ von Beatie Wolfe und Brian Eno auf dem Weg nach El Hierro, um dort, mit Lajlas Support, an einem warmen Sommerabend, in einer kleinen Bar, die „kleine Nachtmusik“ zu geben – wunderbar! Kann ich mir einen traumhafteren Ort für „Luminal“ vorstellen? Nein, da kommen nicht mal die „cuevas de los verdes“ auf Lanzarote mit. Vielleicht, lang nach Mitternacht, wird dort, auf der kleinsten aller Kanareninseln, die alte Jukebox angeworfen (sie haben dort, habe ich gehört, eine Wurlitzer 1015, auch „Bubbler“ genannt): HERE we go! An wievielen Orten kann ein Mensch eigenlich gleichzeitig sein?!

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