Die Jahre mit dem Kollegen Karsten
Als ich meine Feuertaufe im Deutschlandfunk zu bestehen hatte, im Oktober 1989, lang ist‘s her, war Karsten Mützelfeldt dabei – hinter der Trennscheibe. Ich hatte es geschafft, mit Steve Tibbetts toller „Collagen-Kassette“ aus Minneapolis, meine erste Radiosendung machen zu dürfen. Der Chef der Jazzredaktion, Harald, und Karsten schauten sich ein paar Minuten an, was ich da so fabrizierte. Bald war ich Teil des Teams, und wusste von Anfang an, dass Karsten ein wunderbare Kollege war – keine falschen Töne, keine Spielchen.
Und wir konnten unsere Vorlieben im Jazz und anderswo bestens verteilen. Da war z.B. seine Nachtsendung „Blue Midnight“. Da waren die Zeiten der „JazzFacts“ mit zahllosen Magazinen. Einmal kam Joe Zawinul in den Sender, und Karsten interviewte den Meister, ich glaube, gute zwei Stunden lang für ein tolles zweiteilige Porträt, das seine ganze Vita abdeckte. Bei solchen Meistern hatten wir immerzu Gesprächsstoff – ich glaube, wir beide lieben gleichermassen Joe Zawinuls Debut „Zawinul“. Wir begegneten uns auf Jazzkonzerten in Köln und Leverkusen, wir pflegten small talk, der von Herzen kam, und wir teilten drei hochunterhaltsame Jazzrückblicke in den vergangenen Jahren. Als er sein Loblied auf Keith Jarrett in Budapest sang, hörte ich sehr aufmerksam zu.
Egal, wie sehr man sich als „teamplayer“ versteht, und das tuen Karsten und ich, das Schreiben und Hören der Musik geschieht oft, sehr oft im Privaten, und nichts kommt diesem schönen Alleinsein näher als nachts live auf Sendung zu gehen: allenfalls ein Kollege in der Technik, angenehme Beleuchtung, ein Mikro vor dem Mund, und das Rotlicht, wenn die Reise beginnt. Wir gaben den „nighthawk“ über Jahrzehnte und Hunderte Male – wie es einst Donald Fagen zelebrierte auf seiner berühmten Platte (die Harald einmal auflegte, als wir einmal zwischen den Festtagen bei ihm waren!) Zuletzt haben wir mit Karsten in einem Bistro in Köln seinen Abschied gefeiert. Seine Reise geht nun in Frankreich weiter, und er hat mir erlaubt, seine kleine Rede hier in unserer Radio-Kolumne zu veröffentlichen.
Danke, Karsten für alles! Und das was einiges! Du wirst bald die Boule Kugeln auspacken, die Landschaften ringsum erkunden – play on, walk on! Zum Schluss lege ich HIER noch mal eine Schallplatte auf, von der ich sicher bin, dass sie unsere Liebe zum Leben und zum Jazz auf den Punkt bringt. Und stelle mir einen kleinen Jazzclub in New York vor, in dem wir uns auf einer Zeitreise treffen, früh in den Sechzigern, und diesen drei „cats“ lauschen. All night long, Mr. „Midnight Blue“!
Ein Kommentar
flowworker
Ein bisschen background:
Walt Dickerson (April 16, 1928 – May 15, 2008) was an American jazz vibraphonist renowned for his innovative approach to the instrument and his contributions to post-bop and free jazz.
Born in Philadelphia, Pennsylvania, Dickerson graduated from Morgan State University in 1953. After serving two years in the Army, he settled in California, where he led a group featuring pianist Andrew Hill and drummer Andrew Cyrille (who both feature here). His move to New York City marked a significant period in his career, leading to 4 recordings for Prestige’s New Jazz label. In 1962 Down Beat magazine named him the best new artist.
Dickerson‘s playing was characterized by his use of small mallets held close to the tips, allowing for rapid note sequences and a distinctive, plush yet crisp sound. His compositions often reflected a spiritual and mystical flavor, setting him apart from his contemporaries.
After a decade-long hiatus from 1965 to 1975, Dickerson returned to recording, producing several albums for the Danish SteepleChase label. Dickerson passed away in 2008, from a cardiac arrest.
Inspired and dedicated to Mrs Dickerson, whose portrait graces the cover. “To My Queen” is one of Dickerson’s most expressive and intimate recordings, showcasing his deeply personal approach to the vibraphone.
Cut directly from the original dedicated mono analog master tapes, through our unique all valve 1965 Ortofon / Lyrec vinyl cutting system in True Mono*. No equalisation, compression or any other processing was added during the cutting process.
All sleeve artwork made by hand and authentically letter-pressed on a 1963 Heidelberg SB.
This edition of 345 copies is priced at £395.00 UK pounds. Order here.*Where everything in the chain from the tape head, the tape pre-amplifier, the cutting amplifier and the dedicated mono cutter head is a single channel pathway: This early technology avoids phase issues (smearing of the sound) that is frequently encountered when cutting with todays “dual” or “pseudo” mono cutting systems.