Neues von Herrn Linklater

Natürlich bin ich öfter mal anderer Meinung als David Steinitz, aber dieser Filmkritiker ist ein schlauer Fuchs. In seiner grossartigen Besprechung von Jonathan Glazers „Zone Of Interest“ (2024) diskutierte er auch die Verfilmbarkeit des Grauens in der Zeit der Judenverfolgung, ihrer Deportion, ihres Lagerlebens und ihrer Ermordung. Anders als bei Herrn Steinitz gab es von meiner Seite keine Kritik an der filmischen Umsetzung in Steven Spielberg in „Schindlers Liste“, und wenn ich daran denke, wie, im Osten dieses Landes noch etwas mehr als im Westen, eine zunehmende Indoktrination mit echten „fake news“ stattfindet, auf Tik Tok und sonstwo, wünsche ich mir „Schindlers Liste“, „Das Leben ist schön“, und „Zone Of Interest“ als Pflichtprogramm im Geschichtsunterricht. Drei sehr verschiedene Herangehensweisen, drei Meisterwerke, drei Filme, die bei aller „Fiktionalisierung“ historischer Wahrheit verpflichtet sind.
in diesen Tagen weilt David Steinitz in Cannes und hat einen Publikumsliebling ausgemacht, und natürlich völlig unabhängig davon, wie der nun abschneidet, viel Lob über einen Film ausgeschüttet namens „Nouvelle Vague“, über die Dreharbeiten an einem unbestrittenen Meisterstück der Kinogeschichte, Jean Luc Godards „Ausser Atem“. Wohlgemerkt, ein Spielfilm, keine Dokumentation. Hier auf diesem Blog tummeln sich fast nur Freunde des Regisseurs Richard Linklater, dessen Filmen bei mir oft weitaus weniger Eindruck hinterliessen. Sagen wir es so, sie hatten selten meine „Wellenlänge“, und es ist ja wohl viel wichtiger, dass wir Freunde des Kinos uns für die Filme begeistern (oder uns von Filmen erschüttern lassen) die uns persönlich, unabhägig vom Kritiker-Konsens, verdammt viel bedeuten! Das macht dann auch die Gespräce hinterher persönlicher! Nach der feinen Vorstellung von Linklaters neuem Streich, in der Samstagsausgabe der SZ, bin ich sicher, dass ich grosse Freude an dem Film haben werde. Wer ein bisschen was über Godards Arbeitsstil weiss, wird keine Zweifel verspüren, dass Richard Linklater ein richtig spannendes Thema gefunden habe. Und ich denke, der Film könnte auch Kinofreunde berühren und nahegehen, die (bislang) keine besondere Wellenlänge zu Godard-Filmen gefunden haben!
7 Kommentare
Olaf Westfeld
Boyhood von Linklater ist ein Lieblingsfilm von mir. Schaue mir gleich mal den Trailer an.
Steven Soderbergh – ich packe die beiden immer in die gleiche Schublade – hat auch einen neuen Film draußen, über den sich auch ganz gute sachen lesen.
flowworker
Bei Soderbergh kann ich auch nicht mitreden.
Ich kenne sicher nicht vieles, und manches fand ich so la la.
Sex, Lügen Und Videotapes würde wohl mein Favorit von ihm sein.
B
Olaf Westfeld
The Limey fand ich großartig!
Die Ocean Filme und Out Of Sight waren nett, Traffic habe ich auf gut in Erinnerung. Und ja – Sex, Lügen und Videotapes…
flowworker
Ah, danke für die Erinnerungshilfen.
Genannte Filme fand ich auch gut.
Traffic hat schöne Enomusik im Abspann😉
Nur bei The Limey fällt mir nichts ein.
Olaf Westfeld
Film mit einem großartigen britischen Schauspieler – Terence Stamp, musste ich gerade googeln – der einen Briten (limey) spielt, der in LA nach einem Gefängnisaufenthalt den Tod seiner Tochter aufklärt und rächt. Voller irrer Schnitte (jump cuts), tolle Kamera – hat mich damals im Kino sehr beeidruckt – habe ich aber auch nie wieder gesehen.
flowworker
Nie gesehen.
Mit den JUMP CUTS sind wir wieder bei Godard und Ausser Atem.
Olaf Westfeld
Gerade den Trailer von The Limey gesehen… keine Ahnung, ob ich noch begeistert wäre, sieht aber recht unterhaltsam aus – irgendwann überprüfe ich mal mein Urteil (wahrscheinlich heututage zu brutal für mich). https://www.youtube.com/watch?v=vfWPKR21jV8