Los Thuthanaka


In den ersten Minuten dieses Albums der bolivianisch-amerikanischen Geschwister Chuquimamani Condori und Joshua Chuquimia Crampton, da glitzern die Gitarren wie Tempelglocken und bilden dämmernde Akkorde. Stürme von Geräuschen wehen hindurch, mal verblüffend in ihrem zischenden Rauschen, mal fremdartig in ihrem Glanz und Rauschen. In von menschlichen und maschinellen Effekten verfremdeten Klangfarben sprechen „Voiceovers“ einleitend und rückblickend über etwas, das wie Stereofelder von lokalen Radiosendungen klingt. It’s a strange world. Irgendetwas passiert hier. Aber was? Nun, wir haben eine interessante Interpretation der Andenmusik. Über Jahrzehnte haben die Musiker diesen Boden vorbereitet, alte Rhythmen von ihren Großeltern gelernt und an Klangzeremonien teilgenommen. Im Jahr 2023 haben sie ein kleines Fenster in die Welt von Los Thuthanaka für die Öffentlichkeit gebaut. In einer aufschlussreichen Ausstellung im MoMA boten sie den Besuchern Kopfhörer und einen Sitzplatz vor einer monumentalen Collage an. Zu den Bildern gehörten traditionelle Medizin und Tiere, die in den Erzählungen der Eingeborenen eine zentrale Rolle spielen. An anderer Stelle hockt ein Ahnenpaar mütterlicherseits zwischen einem monumentalen Soundsystem und schießt Glasscherben und Blitze in den Nachthimmel. Los Thuthanaka klingt so, wie man sich dieses Wandbild vorstellen könnte. Und das ist erst der Anfang.

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