Ein paar gute Gründe, Jan Reetzes Portrait von Joe Meek zu lesen

Mein Wissen über den Produzenten Joe Meek (1929-1967) war nur bruchstückhaft, bis ich dieses Buch in die Hände bekam. Ich machte mich vor der Lektüre kein bisschen schlau, ausser, dass ich mir seinen Welthit „Telstar“ anhörte. Ich wollte mich überraschen und auf eine Zeitreise mitnehmen lassen. Und ich wurde überrascht.

Das Cover strahlt den Charme allerfeinster „pulp fiction“ aus: wie ein alter Schmöker – ich witterte eine leicht gruselige Geschichte, voller Zwielicht, Spannung und geisterhafter Gestalten. Tatsächlich könnte man aus dem von Jan Reetze servierten Lebensgeschichte eines dezent schwierigen Charakters eine richtig gute Netflixserie machen, oder einen historischen Roman mit Tiefgang, in dem es nur so wimmelt von Geisterjägern und Visionären, dreisten wie seriösen Geschäftsleuten, Stars und Sternchen.

Da es aber nun mal ein Sachbuch ist, ausserordentlich klug in Szene gesetzt, in keiner Weise auf sensationelle Enthüllungen schielend, erfahren wir en passant erstaunliche Dinge über die Geschichte der sog. Popularmusik , in welcher früher Rock’n’Roll und die weite Welt des Schlagers zeitweise noch den Ton angaben, als auch über das Spannungsfeld der Sechziger Jahre, das, bei allen Aufbruchsstimmungen und Grenzerweiterungen, auch jede Menge Repressionen und Engstirnigkeiten bereithielt: so war er als Homosexueller ohnehin in eine Aussenseiterrolle gedrängt.

Joe Meek gehörte zu dem Typus seiner Zunft, der die aufgenommene Musik seiner Klientel nicht realistisch abbilden, sondern mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln fantasievoll erweitern wollte. Das Publikum sollte eingefangen werden von unerhörten Sounds. Und in dieser Hinsicht war Meek, lange vor dem Einsatz von Synthesizern, absolut innovativ – vom Bau spezieller Gerätschaften bis zur Herrichtung eines Tonstudios.









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