Zappas Soul, or: Selfie with Big Swifty in the Electric Cave


Es gab in meinen zwei letzten Jahren auf dem „Max Planck“ ein Transistorradio in der Küche, und da spielte eines morgens Frank Zappa. Es war die Zeit seines fulminanten Jazz-Rock-Epos „The Grand Wazoo“, und bei diesem unvergesslichen Liveaufritt gab ein gewisser George Duke den Keyboardmeister, der Frank Zappas vertrackten Synkopen in jeden hintersten Winkel und darüber hinaus folgte. Ich hatte grossen Spass an dieser Musik, zumal ich meinen leichten „Kater“ vom Vorabend mit zwei grossen Gläsern Milch und einer Alka-Seltzer gut in den Griff bekam. Was für eine verspielte, wandlungsfreudig rockende Big Band!

Frank Zappas Hang zur Satire sorgte dafür, dass ich das Opus irgendwo zwischen den Marx Brothers und Monty Python einsortierte. Nie in meinem Leben liess ich auch nur den geringsten Lacher los beim Ansehen eines Films der britischen Komiker, während der anarchistische Humor von Groucho und Co. mich meistens leichtfüssig einfing. Es passt dazu, dass ich „The Grand Wazoo“ seit damals mit einem gewissen Hin- und Hergerissensein hörte: enweder liess mich die ausgefuchste Big Band kalt, oder sie packte mich mit ihrer immensen Spiellaune, die, live dargeboten, noch manch freien Extralauf und Schabernack bereithielt.

Zuletzt hörte ich das Album in wunderbar gelungenem Surround, und das Pendel schlug wieder aus in Richtung der unbändigen Freude von einst, anno 1972, in der Küche mit dem silbernen Toaster, dem kleinen Metallradio, George Dukes irrwitzigen Läufen, meinen 17 Lenzen, und zwei rasch heruntergestürzten Milchgläsern! Aber, im Vergleich, und im Gegensatz zu den historischen Rückblicken, mag ich den Vorgänger, „Waka Jawaka“, noch etwas mehr, purer Jazzrock von Mr. Zappa, und ich frage mich einmal mehr, wieso ich zu Zappa in meinen gesetzten Jahren tiefer vordringe als damals, in der wilden Jugendzeit. „Waka Jawaka“ in Surround und Stereo, das ist beides rundum gelungene Klangkunst voller body & soul!

Ich schrieb eine längere Mail an die grosse „Zappa Family“, die für all die wunderbaren „reissues & archival discoveries“ sorgt. Darin ging es um eine andere Zappa-Lieblingsplatte, die ich in meinen Studentenjahren am liebsten hörte, „Zoot Allures“ (ich glaube, mich an die 4-stars-Besprechung in Down Beat zu erinnern) – und eine Gemehmigung, in einem Beitrag für den NDR auf ein „sehr inoffizielles“ Interview zurückgreifen zu dürfen, in dem Zappa einen einminütigen Lachanfall bekam. Demnächst mehr dazu. Long story short: sie schickten mir, neben einem freundlichen „Yes“, die Vinylwiederveröffentlichungen der beiden Fusion-Werke. Und sie klingen so fantastisch, wie es Mark Smotroff in „Analog Planet“ beschrieben hatte. Und sie haben SOUL (vielleicht habe ich das damals nicht wahrgenommen, morgens in der Küche, bei den zwei Milchgläsern. Es war das Jahr, in dem ich wie verrückt, Bo Hanssons „Lord of the Rings“ hörte.

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