Assoziationen zu der Erinnerung eines anderen (Teil 1)
„Die Kombination des Schlagzeugers Pete La Roca und des Bassisten Steve Swallow auf Paul Bleys Footloose hatte mir sehr gut gefallen, und auf Basra (1965) kamen Pete und Steve wieder zusammen, um eine offenere Musik zu erkunden, begleitet von dem stets inspirierenden Steve Kuhn am Klavier und Joe Henderson am Tenor. Unter den vielen Blue Notes mit Henderson sticht diese Aufnahme wegen ihres Geistes und ihrer Energie hervor. La Roca verschwand für lange Zeit von der Bildfläche, um Jura zu studieren und dann zu praktizieren. Nach seiner Rückkehr spielte er mit John Abercrombie, und eine Zeit lang war ein Aufnahmeprojekt mit Pete, John und Kenny Wheeler im Gespräch – das leider nicht realisiert wurde.“
Das erzählte Manfred Eicher vor Jahren, als er nach seinen Favoriten bei Blue Note gefragt wurde. Wer vertraut ist mit ECM-Alben der genannten Musiker, kann sich ganz gut den Sound und die Atmosphäte dieses imaginären Trios im Geiste vorstellen. Einige Assoziationenen zu den Protagonisten dieser Erinnerung…
Pete La Roca: Vielleicht habe ich eine Blue-Note-Platte, bei der er Sideman war, aber ansonsten keine greifbare Erinnerung. Vielleicht kennt ein Leser Basra, es wurde, lese ich, 2020 remastert, und erneut auf Vinyl herausgebracht.
Steve Swallow: Der Bassist begegnete mir erstmals zu einer Zeit, als er schon vom akustischen zum elektrischen Bass gewechselt war: in Dortmund kaufte ich mir, frisch zum Erscheinungsdatum zwei Lp‘s, die in einer Hülle zusammen verkauft wurden, Steves Duos mit Gary Burton und Ralph Towner – traumhaft! Meine Frage war, beim Betrachten des eines Covers: Wo ist das „Hotel Hello“, da will ich hin!
Paul Bley: Paul Bley haute mich um mit seinem ECM-Soloalbum „Open, To Love“. Der Sound war speziell, und anders als die ebenfalls damals in Oslo aufgenommenen Solowerke von Keith Jarrett („Facing You“) und Chick Corea (Piano Improvisations, Vol. 1 und 2), die mich nicht weniger umhauten und das heute noch schaffen, hatte „Open, to Love“ einen eigenartig-dünnen, spinnwebenhaften, auch kühlen Sound. Wieso habe ihn damals, als ich Mr Bley in Bremen interviewte (und er mir mein vielgerühntes, mittlerweile historisches, Sennheiser-Kondensator-Mikrofon abkaufte), nicht danach gefragt? Ein unbeabsichtigter Effekt der Aufnahme, oder kalkuliert, weil er beim Spiel die Hüllkurven früher Synthesizer nachempfinden wollte?
(Teil 2 findet sich am 2. September)
Ein Kommentar
Olaf Westfeld
Ich mag „Basra“ auch sehr gerne, habe wahrscheinlich diese remasterte Version von 2020 – lege ich gleich mal auf. Kein typisches Blue Note Album in meiner Erinnerung, ein wenig freier.
Und ja, „Open To Love“ seltsam kühle Klänge, höre ich auch so.