Inseln in atlantischem Regenwetter und Abendstimmung
Wie ich sehe, werden hier gerade „Inselalben“ von verschiedenen Autor/innen und Gästen kundgetan. Da ich mich aktuell selbst auf einer Insel befinde, am südlichen Ende einer kleinen Insel, die zu einer größeren kleinen Insel am südlichen Ende des westnorwegischen Hardangerfjords gehört (Skorpo gehört mit der größeren Insel Tysnesøy zur Kommune Tysnes), und es hier so ein typisch westnorwegisches Regenwetter hat, passt die Idee von „Inselalben“ eigentlich ganz zu unserem Aufenthaltsort.
Der aktuelle Abendstimmungsblick aus unserem Apartment auf den Hardangerfjord, Richtung Osten:
Meine Empfehlungen für zehn Inselalben sind offenkundig mehr geprägt von meiner Präferenz für hervorragende Songwriter/innen als von instrumentaler oder improvisierter Musik:
The Notwist: Shrink
Sidsel Endresen: Undertow
Phillip Boa: Lord Garbage
R.E.M.: New Adventures in Hi-Fi
Sinéad O’Connor: I do not want what I haven’t got
Patti Smith: Gone Again
Bob Dylan: Highway 61 Revisited
Lucinda Williams: The Ghosts of Highway 20
Lambchop: Is A Woman
U2: The Joshua Tree
Und von vorwiegend Alben meiner Lebenszeit; Meister Dylan bildet wie immer die große Ausnahme. Passend zu dieser Wetterlage sind immerhin die Alben von Sidsel Endresen und Lambchop. Gerade höre ich allerdings Musik von Annette Peacock, interpretiert von Marilyn Crispell, Paul Motian und Gary Peacock (Nothing Ever Was, Anyway), die ich auch ohne Frage in diese Liste einfügen würde und die natürlich auch hervorragend zu diesem Wetter passt.
Tagsüber waren wir am nördlichen Ende der Kommune, bei Tysnes auf einer anderen kleinen Insel, auf der man für 600 Euro pro Nacht Kronprins Olavs Villa mit sieben Schlafzimmern mieten kann. Drumherum befinden sich seit Jahren verlassene, langsam von Natur überwucherte Anlagen für Feierlichkeiten und Sommerfeste und dergleichen sowie einige Anlegestellen. Offenbar sollte hier einmal eine größere Ferienanlage (Fjordhotell Godøysund) etabliert werden, doch das Unternehmen muss vor nicht allzu langer Zeit aufgegeben worden sein. Neben diesen verfallenden, verbarrikadierten Gebäuden und Anlagen bietet Spaziergang aber auch so manche idyllische Stimmung:
Am morgigen Mittwoch fahren wir via Tunnels (die tiefsten Untersee-Straßentunnels, 300 Meter unter dem Meeresspiegel, befinden sich hier) und Fähren zum südlicher gelegenen Lysefjord. Das Wetter ist zumindest als trocken und damit als geeignet für Wanderungen angekündigt. Ende der Woche geht die Reise dann in nördlicher Richtung, nach Bergen, zum Sognefjord und darüber hinaus weiter.
5 Kommentare
flowworker
Stunning!
Das erste Foto allein lockt in den Text, Lambchops berühmtes Album würde ich da auch besonders gerne hören… (michael)
Ingo J. Biermann
Phillip Boas Alben aus den 1990ern sind sehr von seiner damaligen Zeit auf der Insel Malta geprägt und damit weitaus sonniger und weniger melancholisch als etwa die genannten CDs von Sidsel Endresen und Lambchop. Die Gestaltung von „Lord Garbage“ aus dem Jahr 1998 ist voll von kontrastreichen Olaf-Heine-Fotos aus Malta.
Durch eine aktuelle, umgestaltete Wiederveröffentlichung seines 1987er Albums „Copperfield“ bin ich gerade wieder einmal in einer Phase, wo ich einiges von seinen rund 25 Alben höre. „Lord Garbage“ ist ein sehr persönlicher Favorit, nicht zuletzt weil ich in jenem Jahr selbst Malta besuchte. Ich finde aber auch davon unabhängig, dass es eines seiner besten ist und auch zugänglichsten ist. Hier steht sein Songwriting erstmals mehr im Fokus als auf den vorigen zehn Alben, und das Album markierte für ihn und seine Musik bzw. sein Songwriting damals einen Neuanfang und ist damit eine Art Blaupause für viele der Alben, die er in den darauf folgenden zwanzig Jahren machte.
Olaf Westfeld
ja, sehr schön sieht es da aus! ich würde aus der auswahl auch „is a woman“ anmachen.
Ingo J. Biermann
Witzig, dass hier auch gleich zwei US-amerikanische Highway-Alben in meiner Liste auftauchen. (Und „The Joshua Tree“ ist ja auch ein USA-Album.) Mit Inseln haben die natürlich weniger zu tun, sind aber dennoch, für mich als leidenschaftlichen US-Highway-Fahrer, gleichwohl ebenfalls sehr persönlich. Im Oktober fahre ich voraussichtlich wieder über den „Highway 20“ durch die Südstaaten, der Lucinda Williams bei diesem, meiner Meinung nach ihrem besten Album so viele persönliche Inspirationen bot; ich werde auch versuchen, es in eines ihrer Konzerte entlang dieser Strecke zu schaffen.
flowworker
Irgendwo erklingt da sicher, allen Joshue Trees und Highways zum Trotz, eine Hardanger Fiedel🌴
M.E.