„The Greatest Night In Pop“
Bei so einem Titel laufe ich schon weg. Aber als ich in der SZ las, dass Bob Dylan nur ein Mensch sei, wurde ich hellhörig. Eine unfassbare Menge von Superstars kam für einen Abend und eine Nacht im Jahr 1985 zusammen, um für die Welthungerhilfe (Äthiopien) einen Song aufzunehmen, „We Are the World“. Faszinierend finde ich an dieser Doku, die man auf Netflix sehen kann, dass all die zusammengetrommelten Stars ins „Brennglas“ eines so gar nicht beabsichtigten sozialpsychologischen Experiments gerieten. Dezent hielt ein Schild eine Botschaft für Alle bereit: „Leave your Ego at the door“. Manche kannten sich nur von der Ferne, von flüchtigen Begegnungen, manche etwas besser, Kumpel, Konkurrenten (wo bleibt Prince ab?) – und hier trudelten sie nun ein, in Limousinen, Taxis, mit dem Flieger, um dem Song, der in Eile gestrickt war, Leben einzuhauchen, mit Quincy Jones als Produzenten, Lionel Richie als nimmermüden Mediator und Ko-Komponisten, sowie Michael Jackson als Vorsänger – so viele illustre Fuguren, die damals weder Schall noch Rauch waren, und jeder sollte, solo oder mehrstimmig, einige Zeilen singen. Bruce Springsteens Stimme klang nach langer Tour wie zerbrochenes Glas, Waylon Jennings haute als einziger ab, weil er als „american boy“, kein Suaheli singen wollte (wozu es garnicht kam). Paul Simon, Stevie Wonder, Cindy Lauper – das ganz grosse Aufgebot, und es ist spannend, sie „after hours“ zu erleben. Übernächtigt. Blass. Auf der Jagd nach einem Fishburger, einem Autogramm, einem gelungenen take. Am Ende war Diana Ross einfach nur traurig, dass alles so schnell vorbei war. Und, ja, Bob Dylan ist tatsächlich ein Mensch!
Ein Kommentar
Jan B
I saw with great enthusiasm the same documentary and was astonished by the interactivity and insecureness of these musicians. Like yourself, I was taken by the fact that Dylan, although seemingly out of place, chose to stay and asking Stevie Wonder for support which he did so marvelously.