Unseen

Gemessen an dem Geklingel, das um diese Ausstellung im Andy Warhol Museum veranstaltet wurde, war das Resultat dann doch eher ernüchternd.

Das Warhol Museum ist nach eigener Aussage das größte einem Einzelkünstler gewidmete Museum weltweit. Der Bestand an Werken dürfte inzwischen unbezahlbar sein. Klar, dass der Platz selbst in diesem Gebäude nicht ausreicht, um Warhols Werk komplett zu dokumentieren. Die Museumscrew gibt sich viel Mühe, in wechselnde Ausstellungen immer wieder Werke einzubauen, die man auch als regelmäßiger Besucher noch nicht gesehen hat.

Letztes Jahr ist man deshalb auf die Idee gekommen, durchs Depot zu gehen und eine Auswahl von Werken zusammenzustellen, die noch nie ausgestellt wurden.

Das Ganze nimmt jetzt etwas mehr als eine halbe Etage ein und ist chronologisch von den 1960ern bis in die 1980er Jahre zusammengestellt — Siebdrucke, Portraits (u.a. drei Beuys-Portraits mit Diamantstaub), Zeichnungen, Werbegrafik, Erotik. Einige dieser letzteren Drucke wurden unter anderem aufgrund ihrer sexuellen Drastik bislang nicht gezeigt und sind etwas verschämt in einem Raum ausgestellt, der von außen nicht einsehbar ist — albern und unnütz, denn inzwischen regen wohl auch sie niemanden mehr ernsthaft auf.

Dazwischen findet sich einiges Sehenswertes, aber auch Material, das eher unfertig wirkt und die Frage aufwirft, weshalb es überhaupt ausgestellt wurde.

Wirklich überzeugend ist die ganze Ausstellung nicht. Mein Tipp: Die „Unseen“-Idee wird weiterverfolgt werden. Mit Sicherheit ist noch jede Menge Material vorhanden. Wenn das dann allerdings nicht interessanter ist als die hier jetzt zu sehenden Werke, dann könnte man die Werke von mir aus im Depot belassen. Warhol hat Besseres produziert.

5 Kommentare

  • Lajla

    ich bin auch kein Freund der “ Unseen“ Ausstellungen. Mein letzter Rundgang ging durch eine Edvard Munch Ausstellung im K20 in Düsseldorf. Ich dachte, dass dem Meister diese Auswahl nicht gefallen hätte und ein bisschen Respekt der Kuratoren dem Künstler gegenüber gut getan hätte.

  • Olaf Westfeld

    War das die von Knausgard kuratierte Ausstellung? Ich mochte die ganz gerne, mal ein anderer Munch, nicht ganz so schwer und bedeutungsvoll raunend.

  • Lajla Nizinski

    Ja Olaf, genau die. Mich haben die endlos an der Wand hängenden Portraits gelangweilt. Die Bäume „Serie“ hat mich zunächst interessiert, aber jeder gemalte Baum von Grien ist für mich erfreulicher zu betrachten.

  • Michael Engelbrecht

    Das wirkt ein wenig nach aufgebrezelter Resteverwertung, wie bei dicken reissues in voluminösen boxsets (vinyl und cd). Aber für die hard Fans und Freunde der jeweiligen Künstler gibts halt wohl auch schöne kleine Entdeckungen….

  • Olaf Westfeld

    Für mich war die Ausstellung eher wie ein Schlüssel: als ich gemerkt habe, dass Munch Menschen und ihre Individualität malen kann (und tatsächlich berührt davon war), mochte ich diese bekannten Bilder („typisch Munch“ – die Menschen sind dann irgendwie gesichtslos, mehr Stimmungen als Individuen) wenigstens etwas. Auch die Bäume mochte ich – allerdings habe ich keinen Vergleich zu Grien 😉 schau ich mir gleich mal an.

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