• Ein unheimliches, schönes Doppelalbum


    Jon Dale: „Blixa, there are ‘smaller’ themes there, too, like birds, feathers, wings, the raven, flight; “flighty dreams wisping about”.
    Blixa Bargeld: „Yes, the birds are there.“
    (excerpt from the new Uncut interview)

    Mit Augenzwinkern bringen Blixa Bargeld und seine Weggefährten die Beatles ins Spiel, und manche von ihnen nennen das neue Werk „Yellow“, so wie wir einst „White“ sagten, wenn wir vom „weissen Album“ der Liverpooler Garagenband sprachen. Ausgangspunkt dieses bezaubernden, hypnotischen, einfallsreichen Doppelalbums sind die „Rampen“, wie die Band ihre freien Improvisationen auf Live-Konzerten nennen. Sie haben keinen George Martin, aber, unter sich, genügend ausgefuchste Klangarchitekten für die Post-Produktion. Das Einstürzende bleibt so sehr Merkmal all dieser post-krautigen Kunstlieder, wie der Neubau, will sagen, der geträumte Horizont, der sich hier in all die vermeldeten Verstörungen und Niedergänge unseres Planeten schmuggelt. Blixa kennt seinen Bloch und das Quantum Utopie, das auf dem „gelben Album“ ergreifend und elegisch serviert wird, und nicht selten mit gutem dunklem Humor. „Alien Pop Music“ ist der werte Untertitel, aber, keine Sorge, hier wartet kein Elfenbeinturm auf angestrengtes Sightseeing. Es gibt einen ganz instinktiven, unmittelbaren Zugang zu dieser tollen Musik, mit ihren luftigen wie erhabenen Pulsen, ihren Mantras, Sinnsprüchen, Sprachhexereien, Momenterfindungen, Brüchen und Beschwörungen. Ganz ohne Augenzwinkern wird man „Rampen“ in hundert Jahren neben „Tago Mago“ von Can platzieren, wenn von den aufregendsten Doppelalben aus alter Zeit made in Germany die Sage geht, von Improvisationskunst und ritueller Rockmusik.