Die Jazzalben des Jahres

  • Wayne Shorter: Celebration, Vol. 1 (3) / Sidsel Endesen: Punkt Live Remixes, Vol. 2 (8) / Eric Chenaux Trio: Delights Of My Life (2) / Søren Skov Orbit: Adrift (4) / Shabaka: Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace (1) / Patricia Brennan: Breaking Stretch (5) / Kit Downes / Bill Frisell / Andrew Cyrille (9) / Fred Hersch: Silent. Listening (6) / Trygve Seim / Frode Haltli: Our Time (7) / Charles Lloyd: The Sky Will Be There Tomorrow (10)

Am Ende des Jahres tauchen sie auf, die Jazzalben des Jahres. Nie die reine Wahrheit, vielmehr Vergegenwärtigumg des Besonderen. Manches ist mehrheitsfähig, manches nicht, egal. Ob manches davon überhaupt noch zur guten alten Tante Jazz gezählt werden kann, ist auch so eine Frage. It ain’t mean a thing, if it hasn’t got that swing. Das ist für Nostalgiker.

Meine momentane Rangfolge in Klammern😉

Aus dem obigen Pool einer verwandlungsfreudigeb Spätsommerlese werde ich meine drei Jazzalben des Jahres auswählen, manches mit Wimpernschlag umd Fotofinish, für den Jahresrückblick mit zwei Kollegen im Deutschlandfunk.

Eine, zwei, oder drei vergisst oder übersieht man sowieso, nichts ist endgültig, und wer weiss, welchen Zauber der Herbst noch bereithält. Zum Beispiel diese Platte von Robert Wyatt und Harry Beckett, die Virgin Records 1978 nicht herausbringen wollte: „Trumpets and Songs“. Sieben bislang nie erschienene Lieder von Robert, Harrys Trompete, ein wenig Perkussion, und eine billige Yamaha-Orgel von einem italienischen Flohmarkt. Und jetzt alles im Gatefold-Cover. Hammer! Ein Fundstück vom Dachboden? Leider, sorry, guys, nur eine Träumerei.

Fragen Sie mal Julio Cortazar. Oder den Radiohoerer. Es ist ja noch nicht Nikolaus. Und dann gibt es noch die richtigen „archival discoveries“ und „reissues“ (Alice Coltrane, Byard Lancaster, Jan Garbarek a.o.), weil die Zeit zeitlos ist und wiederkehrt und überhaupt. Ein weites Feld.

Man kann natürlich immer John Cage spielen, aber an den eigenen Vorlieben führt bei Endjahreslisten kein Weg vorbei. Good night, good jazz, good luck!

11 Kommentare

  • Michael Engelbrecht

    Wie gut ist eigentlich bei Deepl die Übersetzung ins Französische?

    A la fin de l’année, ils apparaissent inévitablement, les albums de jazz de l’année. Ce n’est jamais la vérité pure, mais plutôt la représentation de la particularité de son propre point de vue. Certains sont majoritaires, d’autres non, peu importe. Quant à savoir si certains d’entre eux peuvent encore être considérés comme du bon vieux jazz, c’est une autre question. It ain’t mean a thing, if it hasn’t got that swing. C’est pour les nostalgiques. Dans le pool ci-dessus d’une lecture de fin d’été, je vais choisir mes trois albums de jazz de l’année, certains avec un battement de cils et une finition photo, pour la rétrospective annuelle avec deux collègues de la Deutschlandfunk. On en oublie ou on passe à côté d’un, deux ou trois de toute façon, rien n’est définitif, et qui sait quelle magie l’automne nous réserve encore. Par exemple ce disque de Robert Wyatt et Harry Beckett que Virgin Records n’a pas voulu sortir en 1978 : « Trumpets and Songs ». Sept chansons inédites de Robert, la trompette de Harry, un peu de percussion, et un orgue Yamaha bon marché acheté dans un marché aux puces italien. Un marteau ! Une trouvaille du grenier ? Malheureusement, ce n’est qu’une rêverie. Demandez à Julio Cortazar. Ou le Radiohooter. Ce n’est pas encore la Saint-Nicolas. Et puis il y a les vraies « rééditions », parce que le temps est intemporel et qu’il revient et qu’il revient tout court. C’est un vaste domaine. On peut bien sûr toujours jouer du John Cage, mais on ne peut pas se passer de ses propres préférences pour les listes de fin d’année. Good night, good jazz, good luck !

  • Olaf Westfeld

    Bei dem Charles Lloyd Album musste ich an die New York Trilogy denken, jene drei Alben, die Joni Mitchell mit Brian Blade in den Nuller Jahren in New York aufnahm und die Jonis Ruf als größte Musikerin aller Zeiten so richtig unterstrichen. Eigentlich ist der Titel ja irreführend: durch die Idee, jede Plattenseite mit sehr unterschiedlichen Produzenten aufzunehmen (Prince, Geoff Barrow, Q-Tip, Johnny Greenwood und Thom Yorke, Manfred Eicher, Brian Eno) waren die Arbeiten ja gewissermassen ein Sextett.
    Die ersten Aufnahmen von Mitchell und Blade sind übrigens auf Youtube zu finden, vielleicht werden die ja in dem zu erwarteten Box Set zum 20. Jubiläum als Bonus veröffentlicht : https://www.youtube.com/watch?v=Q8GKwrBvHfA

  • Michael Engelbrecht

    🙏🙏

    Ja, grosse Trilogie von Mitchell und Blade. Dass Blade ein Händchen für Songwriter hat, bewies er ja auch mit Dan Lanois! Und von wegen, viele Köche verderben stets den Brei… richtig gut.

    Charles Lloyd hat das dann ja ein wenig fortgesetzt mit Lucinda Williams, leider kein ganzes Album mit den Zweien.

    By the way, We have a long story of imaginary albums! 😉🥁

  • Michael Engelbrecht

    A propos HArry Beckett, gerne weise ich auf seine 1970er Platte FLARE UP:

    Die »British Jazz Explosion«-Vinyl-Reissue-Serie wird fortgesetzt mit Harry Becketts »Flare Up« (1970), einem viel diskutierten und gleichermaßen begehrten Album eines Künstlers, der eine sechs Jahrzehnte währende Karriere im Britischen Jazz hatte. Enthält den Funk-Track »Third Road«, der auf dem von der Kritik gefeierten Compilation-Album »Journeys In Modern Jazz« aus der British Jazz Explosion enthalten war. Zu Becketts Wahl der Musiker auf dem Album gehören unter anderem John Surman, Alan Skidmore und John Taylor. Beckett spielte mit Charles Mingus auf der Filmmusik »All Night Long« von 1962 und war der bevorzugte Musiker für viele Künstler, darunter Graham Collier, John Surman, Mike Westbrook, Chris McGregor, Mike Gibbs, Ian Carr’s Nucleus, Stan Tracey, Jah Wobble , Ronnie Scott und viele andere. Beckett spielte auch eine große Rolle in der frühen Besetzung der Jazz Warriors Big Band in den 1980er Jahren mit Courtney Pine, Gary Crosby, Steve Williamson, Orphy Robinson und anderen. Limitierte Auflage, remastered von Gearbox. 180g-Optimal-Pressung, laminierte Flip-Back-Hülle, 12×12-Insert mit neuen Liner Notes von Tony Higgins.

  • Olaf Westfeld

    Genau, Black Dub – entstand aber glaube ich aus diesen New Yorker Sessions von Joni, oder – Hatte Lanois die nicht zum Teil abgemischt?
    Dann noch diese ultralimitierten Remix Alben – Bladeconstruction, Blade Meltown und so. Mein Favorit waren immder diese Mad Professor Remixe. Würde ich zu gerne mal in deiner Höhle hören.

  • Michael Engelbrecht

    Immer gerne, in meiner Höhle!

    In Kristiansand bin ich sehr gespannt auf Chiaroscuro at 20 live.

    Und freue mich wie Bolle auf, nochmal, NP Molvaer KHMER. Die volle Dröhnung. Und mehr… Alva Noto live hatte ich auch noch nicht.

  • Olaf Westfeld

    Mit KHMER habe ich damals in den 90ern einige infiziert, die ansonsten eher auf Trip Hop bzw. Club Musik standen. Faszinierende Klanglandschaften, starker Sog. Viel Spaß dabei (und mit den anderen natürlich auch)!

  • radiohoerer

    Modern Vikings – Tales of the Skald
    Kaboom Karavan – Fiasko!
    Enzo Favata – Os Caminhos de Garibaldi
    Aki Takase Japanic – Forte
    Flukten – Flukten
    Natsuki Tamura and Satoko Fujii – Aloft
    Kristjan Randalu + New Wind Jazz Orchestra – Sisu

    Ein Konzertmitschnitt der noch nie erschienen ist:
    Mal Waldron & Steve Lacy: The Mighty Warriors Live In Antwerpen 1995

    Bonus – Jazz aus Deutschland:
    Brigade Futur 3 – Ein bisschen Zeit haben wir ja noch
    Alles ist auf Bandcamp zu finden.

    Okay. Eine Momentaufnahme, ein kurzes Innehalten, ein kurzer Rückblick, nicht mehr und nicht weniger… Die Halbwertzeit solcher Listen wird überschätzt und ich verstehe sie nur als Anregung und Ausgangspunkt.
    8 mal Jazz und Jazzverwandtes.
    Allzu Bekanntes habe ich versucht zu vermeiden und auch die Labels mit den 3 Buchstaben.
    Anders gesagt: von denen habe ich schon sehr lange nichts hörenswertes mehr gehört.
    Und Michaels Vorschlag mit Trygve Seim & Frode Haltli: Our Time erscheint erst Mitte September.

    Umso dringlicher sind Aki Takase und Satoko Fujii zu erwähnen.
    Beide schaffen es immer wieder, sich mit ihrer Musik in Erinnerung zu rufen, und Satoko Fujii ist mit Aloft ein wahres Meisterwerk gelungen.
    Das Niveau, das Satoko Fujii über die vielen, vielen Veröffentlichungen im Jahr hält, müssen die Herren des Jazz erst einmal erreichen.
    Und noch einmal: Man sollte sich jede Veröffentlichung von Satoko Fujii anhören.
    Diese kleine, unscheinbare Frau, die ich oft im Konzert erleben durfte, ist eine der wichtigsten Frauen im Jazz weltweit!

    Mal Waldron & Steve Lacy im Duo gehören für mich zu den Lichtgestalten des Jazz und diese Aufnahme unterstreicht dies einmal mehr.
    Brigade Futur 3 sollte man mit offenen Ohren hören.
    Was steht auf der Jahresliste?
    Natsuki Tamura und Satoko Fujii – Aloft ist auf jeden Fall dabei!

    Alles andere habe ich schon vergessen 😉 Ups…

    Und weil Julio Cortázar mit erwähnt wurde…
    „Eben jetzt gefällt mir dieser kleine gelbe Stein, eben jetzt gefällt mir „Das letzte Jahr in Marienbad“, eben jetzt gefällt mir diese unglaublich schnaubende Lokomotive in der Gare de Lyon, eben jetzt gefällt mir dieses abgerissene, schmutzige Plakat. Eben jetzt gefällt es mir ungeheuer, eben jetzt bin ich der vollkommene Idiot in seiner Idiotie, der nicht weiß, dass er ein Idiot ist, und der in Wonne badet, bis der erste intelligente Satz ihm wieder seine Idiotie bewusst macht. „

  • Henning Bolte

    KHMER (25 Years) habe ich im Oktober letzten Jahres in Ludwigshafen (Enjoy Jazz Festival) gesehen/erlebt. NP hat über weite Strecken ergreifend akustisch gespielt. Heisst: mit groszer emotionaler Tiefe. Wird so schnell nicht in meiner Erinnerungsvorstellung verblassen.

    Ich kann mich auch genau erinnern, wann ich das Album KHMER zum ersten Mal richtig gehört habe. Das war in Odense (DK) auf Besuch bei einem alten Freund. Er hatte gerade eine neue Anlage bekommen. Auch das Erlebnis bleibt haften.

    Die Cover-Abbildung – eine Skulptur aus dem Khmer Tempelkomplex Angkor Watt, geweiht an VISHNU – eröffnet freie Assoziationen und Zuschreibungen. In Kommentaren im Netz findet sich auffälligerweise nichts/wenig dazu. Die Musik war damals offensichtlich überrumpelnd. Das Album bedeutete das Ende der Zusammenarbeit von NPM mit ECM. NPM hat sich in einem kurzen Interview auf JAZZWISE.COM zur
    Entstehung und Geschichte des Albums geäussert.

  • radiohoerer

    Sind das wirklich schon 25 Jahre KHMER Henning?
    Das ist verrückt. Richtig gepackt hat mich diese Musik, als Teile davon für ein Ballett verwendet wurden. Natürlich so laut wie möglich und ich bekam bei jeder Aufführung eine Gänsehaut. Aber zu Hause wollte sich das nie einstellen. Das muss wohl an der Lautstärke liegen. Übrigens war ich mit einem Freund bei einem Konzert von NPM und das war das kürzeste Konzert überhaupt. Wir waren nach ca. 30 Minuten wieder draußen. Es war furchtbar langweilig und öde. Dabei hatten wir uns so darauf gefreut und waren so weit gefahren. Aber leider, leider war es schlecht.

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