Jan R. in den „Elektro Beats“


Das waren zwei kurzweilige Radiostunden, und  Jan Reetze wunderbar  präsent in Olaf Zimmermanns „Elektro Beats“. Mit seiner ruhigen Erzählstimmer liess Jan seine Faszinatiom für „Autobahn“ lebendig werden. Bei solchen Zeitreisen gerät jeder Hörer, ein gewisses Alter vorsusgesetzt, auf eigene, verschlungene Pfade – seine Erinnerungen triggerten meine: so, wie Jan damals im NDR regelmässig die Sendung „Das neue Werk“ hörte (was macht man mit Ligeti, wenn man 15 ist?), so stolperte ich eher zufällig (once upon a time in Dortmund-Kirchhörde), über eine Stunde im WDR über Neue Musik, in der eine kleine, wie im Nu verfliegende, Ewigkeit lang, seltsam hypnotisch getrommelt wurde. Ich war wie vom Donner gerührt, liess mich dann auf die Couch fallen, auf der ich im Sommer zuvor hundertmal „Sgt. Pepper“ gehört hatte. Es stellte sich heraus, dass ich Steve Reichs „Drumming“ lauschte – was die Tiefe des Erlebens angeht, kam allerdings kein erneutes Hören an das erste Mal heran. Ich glaube, das erging Jan mit Kraftwerks „Autobahn“ anders. 

Ich habe noch ein anderes, sehr geschätztes Buch, das sich, vom Titel her,  einem deutschen Kraut-Klassiker widmet,  neben Jans Buch, und zwar Alan Warners „Tago Mago“ aus der Reihe 33 1/3. Der grosse Unterschied zwischen beiden Büchern: Alan Warner erzählt mehr autobiografisch von seiner Lust am Plattensammeln in den wilden 60er und 70er Jahren, als dass der Fokus streng auf Cans Doppelalbum liegt. Eine schöne Art, das Thema zu verfehlen. Letztlich mochte ich das aber genauso wie Jans  Art, den  Meilenstein aus dem Jahre 1974 von allen Seiten zu beleuchten. 

Olaf Zimmermann führte uns Zuhörer souverän durch all die Originale und Coverversionen von „Autobahn“, und ich musste schmunzeln, als er wieder und wieder das Thema der Doppelstunde in aller Deutlichkeit umriss (das Buch hat ja auch einen langen Titel, das dauert). Ein gefühltes Dutzendmal erfuhren wir, dass es in den „elektrobeats“ um Jans „Liebeserklärung an ein 50 Jahre altes Album“ gehe. Und der Autor aus den fernen USA zugeschaltet sei. Der Grund dafür war wohl, dass man neben den vielen Stammhörern auch viel Laufkundschaft bei „rbb“ hat, die schlicht erfahren soll, wieso da permanent, vielstimmig, wieder und wieder, ein paar junge Männer davon sangen, auf der Autobahn zu fahren. 

Der Link zum Nachhören: HIER

Aus diesem Anlass unternahm flowworker vor ein paar Tagen zwei Zeitreisen: Musikjournalist und Musiker Michael F. erinnert sich an frühe Kraftwerk-Konzerte. Und ich stelle meine 20 Lieblingsalben aus jenem Jahr 1974 vor. A propos alte Zeiten: nun ist ein weiteres Live-Album von Can erschienen, „Live in Paris 1973“, und der enthusiasmierte Kritiker in „Uncut“ ist nicht nur von der Improvisationskunst, sondern auch von der Soundqualität des Albums sehr angetan. Eins ist sicher: Jan R. und ich werden da nicht nur „reinhören“, wir werden da „eintauchen“. „Fifty-one years on, time has still not quite caught up with Can. Essential.“ Schreibt Tom Pinnock.

Ein Kommentar

  • flowworker

    Letzte Meldung: Am 5.3., irgendwann zwischen 16 und 17 Uhr, ist Jan Reetze in der „Tonart“ auf DLF Kultur, wahrscheinlich live…

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