Uncategorized
„Neues von Bo“
Hallo Michael, liebe Flowworker,
das HIER traf mich heute wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel:
“The last, and previously unreleased, recordings from the legendary and world renowned Swedish psychedelic organist Bo Hansson before he passed away. Here you can listen to Bosse in fine form together with his lively organ student and keyboardist extraordinary, Eric Malmberg, joined by drummer Niklas Korssell, creating mesmerizing and ethereal space jazz.“
Liebe Grüße und ein schönes, unerwartetes erstes Hörerlebnis
Olaf (aka interaktionist)
lieber interaktionist, schön, von dir zu hören, und dann mit einem orgelton, der uns beide, und ein paar andere, nach Sekunden in die frühen siebziger jahre versetzt, als wir bo hanssons meisterstück lord of the rings wieder und wieder lauschten. 1000 jahre später nahm ich es mit drei weiteren cds mit auf meine reise durch die northern highlands, und ich hörte es dort noch etwas öfter als brian enos strategische besteigung des tigerbergs. nun bin ich nie so reingekommen in die welt von frodo und co, aber bos berühmte platte war voll und ganz inspiriert von tolkiens welten – irgend was musste ja dran sein – über das erste der drei grünen bücher von klett / cotta bin ich nie hinausgelangt. mich berührte und berührt diese musik von bo mehr als jede spätere blockbuster Verfilmung. nun ist dieser nachlass schon ein bisschen weit weg von der magie seines opus magnum, und kommt auch nicht an den nachfolger the magician‘s hat heran, auf dem bobo stenson ein paar unvergessliche spuren hinterlassen hat. space jazz, nun ja, auf seinen grossen werken können wir wahrlich ferne welten imaginieren – with some stardust memories, lajla – der typische orgelklang entführt uns aber auch auf diesen letzten jamsessions in das ferne, ferne 1972, und ich glaube heute, die frühen 70er jahre waren so strange wie die welten von lord of the rings – damals kam es uns einfach nur selbstverständlich vor. so eine patina des fantastischen umgibt halt jede zeitreise.
Ich spielte die platte einmal der schönen regina vor, einer pfarrerstochter aus der bittermark, um endlich ihr herz zu erobern. es gelang nicht, aber ich durfte sie nur 15 minuten knutschen. sie stellte dazu sogar einen wecker, mein glück war endlich.
In letzter zeit habe ich versucht, ein paar verlorene räume der kindheit freizulegen, aber ich stosse dabei an grenzen.
selbst der alte polizist michael zurl konnte bislang meinen blutsbruder matthias nicht ausfindig machen.
die kindheit ist ein fremdes land. mit bos musik ist der grenzübertritt etwas leichter. und so etwas hinreissend schönes wie lord of the rings erleichtert jedes scheitern.
ich wünsche mir, dass ELECTRONIC SOUND einmal bo hansson eine cover story widmet. die neue ausgabe der zeitschrift ist einem klassiker aus dem jahre 1969 oder 1967 gewidmet: „An Electric Storm“ entführt dich in den Weltraum, in die Zukunft, zerreißt dein Gehirn und gibt es dir wieder zurück; Stimulanzien sollten mit Vorsicht genossen werden. Es ist elektronisch und psychedelisch, passt aber trotzdem gut in die Sammlung eines jeden Psyche-, Kraut- oder Space-Rock-Fans.“ so heisst es auf der webseite von julian cope. lord of the rings wurde da hoffentlich auch besprochen.
cosmic greetings from the time machine, michael!
(Nachspiel) – My lonesome cd collection for the northwestern highlands, ans brian eno’s mail: 1) David Bowie: Blackstar / 2) Brian Eno: Taking Tiger Mountain (By Strategy) / 3) Van Morrison: Astral Weeks / 4) Bo Hansson: Lord Of The Rings „That was quite a strange Highlands drive you took Michael. I’ve never heard Bo Hansson’s Lord of the Rings and indeed know nothing about it. But what a nice group of albums. I’ve never owned a car in my life, and the only regret I’ve had is that I therefore haven’t been able to drive off into the mountains and listen to music. There’s something about the confinement and concentration of a car interior that makes it an especially good place for listening. I think it’s also that the music really occupies the space of the car three-dimensionally, so you’re really inside the experience ( – it’s not happening on a sort of stereo ’screen‘ in front of you). / I also love David’s last album. In the light of his death it becomes quite heroic that he got it done. He wrote to me a few days before he died … we had been talking in the last couple of years about revisiting the album OUTSIDE which was a sort of unfinished project. Or perhaps I should say a ‚half-finished‘ project. It’s clear to me that he knew he was about to die – and that he decided to be as active and creative with it as he would with any other piece of art. Very inspiring. / Have you heard Julia Holter’s new release on Domino Records? It’s very impressive.“ XXBErik Honoré‘s dark ride (2)
Erik Honorés neues Album „Triage“ kann leicht in die Ecke einer abstrakten Klangkunst gepackt werden, mit all der diskreten Elektronik, den geräuschhaften Passagen, den dunklen Texten, auch der Verweigerung klarer Songstrukturen. Allerdings zeigt sich hier der Irrtum einer nur an der Oberfläche rumstromernden Rezeption, die alles unter „Avantgarde“ subsumiert, was nicht einen 3-Minuten-Song liefert und nicht unmittelbar groovt und mitreisst.
Triage
Erik Honoré: synthesizer, samples, field recordings
Jan Bang: voice
Text by Erik Honoré„Triage“ ist eines dieser Alben, von denen Kritiker gerne schreiben, dass sie allmählich und mit jedem Hören mehr Eindruck hinterlassen. Es ist zwar selten falsch, einer Musik Zeit zu geben, aber so wird gleich zu Anfang eine Erwartungshaltung aufgebaut, die alles andere belohnt als eine instinktive Annäherung ans Material. Um es noch deutlicher zu sagen: machen Sie einfach das Licht aus und wenden diesem Album Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu! Machen Sie sich auf eine Musik gefasst, die Sie kaum auf dem Sitzplatz hält, und wahlweise zum Schweben, Tanzen und Versinken animiert. Erik Honorés „Triage“ ist eine Reise in neun Etappen, die groovt und wirbelt, von Power Spot zu Power Spot.
Pain Has An Element Of Blank
Erik Honoré: samples, programming, synthesizer, field recordings
Sidsel Endresen: voice
Eivind Aarset: guitar and electronics
Maja S. K. Ratkje: radio samples
Text by Emily Dickinson, read by Becky MillerLassen Sie mich das in den folgenden Tagen kurz erklären, obwohl es reicht, jetzt schon diese Lektüre abzubrechen, den Hörraum zu verdunkeln, und die Musik ihren Job machen zu lassen. Und das heisst: bitte nicht einfach kurz reinhören, und feststellen, ob meinen grossen Worten grosse Abenteuer folgen. Nein, am besten den kompletten Download oder die Cd am Stück hören (gibt es keine LP-Version?), denn Erik Honoré hat mehr Zeit auf die ideale Reihenfolge seiner Kompositionen verwendet als ich auf eine Nacht voller „Klanghorizonte“ (und das will was heissen!). Es kommen zwar noch die Alben von Father John Misty, Underworld, Nik Bärtsch in diesem Herbst heraus, aber nach meinem letzten Hören von „Triage“ war mir klar, dass dieses bislang sehr wenig besprochene Album zu den absoluten Highlights meines Musikjahres zählt. Und ich werde nicht der einzige sein, der erkennt, dass dieses Album so immense Wucht entfaltet, die einhergeht mit einer Schärfung all unserer Sinne.
At Ease On Lethe Wharf
Erik Honoré: synthesizer
Arve Henriksen: trumpet
Text by Helen Coale Crew, read by Carol Box(Translated with deepl – with a few corrections & extensions) Erik Honoré’s new album ‘Triage’ can easily be categorised as abstract sound art, with all discreet electronics, the noisy passages, the dark lyrics and the refusal of clear song structures. However, this shows the error of a reception that only skims the surface and subsumes everything under ‘avant-garde’ that doesn’t deliver a three-minute song and doesn’t immediately groove and thrill in mainstream‘s predictable ways.
‘Triage’ is one of those albums that critics like to write about as slowly making more of an impression with each listen. Whilst it’s rarely wrong to give a piece of music time, this builds up an expectation right from the start that rewards anything other than an instinctive approach to the material.
To make it even clearer: just switch off the lights and give this album your undivided attention! Prepare yourself for music that will barely keep you in your seat, encouraging you to – often simultaneuosly – float, dance and sink into it. Erik Honoré’s ‘Triage’ is a journey in nine stages, grooving and swirling from power spot to power spot.
The Cantos
Erik Honoré: samples, rhythm programming, synthesizer
Arve Henriksen: trumpet
Bjørn Charles Dreyer: steel guitar
Snorre Kiil Saga: bass
Text fragments by Ezra PoundLet me explain the points I made within the nexte few days, although it is alread enough to stop reading now, to darken the listening room right now, and let the music do its job. Don’t just give „Triage“ a quick listen, and find our if my big words are followed by big adventures. It‘s best to listen to the complete download or the Cd in one go (is there no LP version?), because Erik Honoré has spent more time on the ideal sequence of his compositions than I did on a night full of ‘sound horizons’ (and that’s saying something!). Works by Father John Misty, Jeff Parker, Underworld, Jennifer Castle and Nik Bärtsch are still to be released this autumn, but I know by now that this album, which has gotten not so many reviews so far, is one of the highlights of my musical year. And I won’t be the only one to realise that this album is overflowing (all its discreetness taken into account) with a constant high-energy level – and a punch „sans pareil“.
Tourniquet
Erik Honoré: samples, synthesizer, field recordings
Jan Bang: voice
Text by Erik Honoré(the last, third part of Erik Honoré‘s dark ride will follow quite soon. Greetings from the place at which Joni Mitchell once sang: „The wind is in from Africa / Last night I couldn‘t sleep…“ – from „Carey“.)
Taking Turns
Es begann alles auf dem Flowworker-Blog mit einem Gedankenaustausch zu dem Schlagzeuger Paul Motian. Und nun: ein Traum. Alle sechs sind sich vorher oder nachher begegnet, live, in Studios, als Duo, Trio, privat, wie auch immer, aber in dieser Zusammensetzung nie wieder in Erscheinung getreten. Bei aller Vertrautheit, zwischen Respekt und Freundschaft, untereinander: mit „business as usual“ hat „Taking Turns“ nichts zu schaffen. Ein oder zwei Tage in den Avatar Studios. Magie ist nicht programmierbar. Um dem Betriebsgeheimnis dieses zum Jahresende hin erscheinendes Albums nahezukommen, könnte man sich getrost auf die Bildersprache von Träumen einlassen. Tatsächlich stand ich in einem alten Plattenladen in Amsterdam, und sah Henning in einem Fach wühlen, das den Namen „Dream on“ trug. Statt geläufiger Rubriken fanden sich, Fach für Fach, Anweisungen von poetischer Schärfe und Ungenauigkeit. Der Besitzer des Ladens, Greg Fisch, sorgte für ein wenig Unruhe, als er mit Wucht gegen eine Jukebox trat, die sich seinen reparierenden Griffen widersetzte und auf Teufel komm raus nicht „Take Five“ spielen wollte. Lajla liess sich davon nicht aus der Ruhe bringen, und war unter dem Kopfhörer ohnehin in einer anderen Welt anwesend, in der Lucinda Williams von den Geistern eines Highways sang. Auf Wunsch von Rosato lief Jakob Bros „Taking Turns“ auf einem in die Jahre gekommenen Technics-Plattenspieler, und er schien hin und weg. Ich hatte ihn lange nicht gesehen. Wenn ich seine Worte im Dämmerlicht richig verstand, sagte er: „…ganz stark, was diese Sechs an feinen Linien zeichnen. So eine wunderbare melodische und klangfarbige Polyphonie bewegt mich…“ Allmählich übertrug sich die kaum fassbare Stimmung des Albums auf alle, die zuhörten. „Hammer“, sagte ich zu Rosato, „Hammer!“ Ich war zudem noch nie zuvor in einem Plattenladen, in dem nach 18 Uhr Kerzen das verschwindenden Tageslicht ersetzen. Wie gesagt, ein Traum. Wie anders lässt es sich erklären, dass die Musik zehn Jahre in einem Archiv ruhte. (m.e.)Live zählt
Ganz früher kündeten Bilder, Texte und mündliche Erzählungen von groBartigen, verrückten, merkwürdigen usw. Ereignissen. Tondokumente? Für tausende von Jahren: Fehlanzeige. Nun hat es sich seit 150 Jahren beinahe umgekehrt. Ton und Bild vereint in Bewegung suggerieren ein aktuelles Dabeisein. Vergangene Zeit eingefroren, Gegenwart beliebig wiederholbar. Was noch fehlt, ist das reale Energiefeld, der Geruch, die Temperatur, der soziale Vibe, das Wetter. Das muss Lauschende(r) selbst schaffen.
Live demnext … Trygve Seim speaking:
Looking forward to create music in the moment again, together with my heroes Arve Henriksen, Anders Jormin and Markku Ounaskari, at concert venue Stadtgarten in Köln (Cologne), Germany, this coming saturday, October 12th at 8pm.I hope to see y’all ( … ) there
Fasten mit Anna und Chet und Co.
1 – Visualize yourself in the studio with the band. In meiner, über drei Tage andauernden, kleinen „Höhlenmeditation mit Traumtagebuch“, eine freundliche Umschreibung für eine „Kurzfastenkur“, hörte ich gestern, am ersten Tag, Chet Baker, eine tolle Aufnahme aus dem Hause „Jazz Detective“. Martin Wieland und das Tonstudio Bauer (ECM-Meriten!) hätten den Sound des Trompeters und Sängers Ende der Siebziger Jahre nicht transparenter einfangen können. Dieses Doppelalbum namens „Blue Room“ stelle ich gleich neben die damaligen traumhaften Aufnahmen von Chet Baker für das dänische Label Steeplechase. „Blue Room is one of those recordings that sounds great when you turn up the volume on your amp, close your eyes, and visualize yourself in the studio with the band.“ Sagt Mark Smotroff.
2 – Ein Paar voller Gegensätze. Vor dieser Zeit des kontrollierten Rückzugs hielt ich nach sechs Alben Ausschau, auf die ich totale Lust verspürte, zwei für jeden Tag. Und nach einer Ersatzplatte, falls ich einmal völlig falsch liegen sollte. Jedes bewusste Fasten sollte mit gezieltem Überfluss einhergehen, aus Gründen der Balance. Wunderbare Musik kreiert so einen „overflow“. Für den ersten Tag bildete „HYbr:ID III“ von Alva Noto den Abschluss, ich schrieb gestern darüber. Alle sechs Werke sollten aus recht verschiedenen Welten stammen (was ich nicht durchweg einhalten konnte), für heute ist allerdings ein ganz spezielles und kontrastreiches Paar vorgesehen – für den späten Abend (und Scotch & Candlelight) liegt „Bleed“ von den Necks parat. Endlich ist die Cd angekommen. Den Download hörte ich schon vor Wochen auf kleinen Lautsprechern, ich erinnere mich an ein Gespür für „decay & breath“, ein Spiel mit „dissolving patterns“: eine Klangstudie, die eher wie geträumt daherkommt, als mit Muskeln in Szene gesetzt.
3 – Easy listening with twists and turns. Grosse Freude bereitete mir am Vormittag ein echtes Highlight dieses Jahres aus dem Hause „International Anthem Records“, „Mighty Vertebrate“, von der Bassistin Anna Butterss (s. Cover). Eine Prise Lalo Schifrin hier, ein Hauch von Labradford da – kann das gutgehen? Meinen Toast kriegt Anna: ein Hoch auf den heiteren Tiefgang des Post-Rock-Jazz aus Chicago und Umgebung! Das Album brachte mich wahlweise zum Schmunzeln und Schweben – der Groove steht im Mittelpunkt dieser durchweg heiter-tiefsinnigen Musik, und die Methoden, dorthin zu gelangen, sind alles andere als didaktisch. Dermassen entspannt-fesselnd, dass ich das ganze Teil zweimal hintereinander hörte und immer noch nicht genug bekam von diesem „easy deep listening with twists“!4 – Die Ersatzplatte. Und für das Finale morgen habe ich aus meinem Archiv zwei Alben hervorgekramt, an denen die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen ist: „Distant Hills“ von Oregon (Rosato und Brian sind nicht die einzigen aus unseren Kreisen, die diese Scheibe lieben!) – und „Under The Sun“ vom Human Arts Ensemble. Mit Lester Bowie und einem besonderen, west-östlichen Klangrausch. Bei diesen zwei „Klassikern“ werde ich nicht falsch liegen, und darum wird die „Ersatzplatte“ nicht zum Einsatz kommen, die ich ein Vierteljahrhundert nicht mehr gehört habe: „Lift“ von Volker Kriegel. Aus dem Hause MPS. Ich glaube, jeder , der bis hierhin gelesen hat, wird unter diesen sechs / sieben Alben die eine oder andere neue / alte Lieblingsplatte ausfindig machen.
Einigermaßen Irre
Man muss weder Hip Hop noch Musikvideos mögen, um dieses kleine Filmchen zu gucken.
Alva Noto: HYbr:ID III
Meine kleine Hörgeschichte mit Alva Noto alias Carsten Nicolai begann, als ich seine erste Zusammenarbeit mit Ryuichi Sakamoto hörte. Über viele Jahre hat er eine unverwechselbare Klangsprache geschaffen, die so reichhaltig ist, dass ich bei jedem Album, das mir begegnete, eine Art Vorfreude verspürte. Enttäuscht wurde ich nie. Und, wiederkehrend, die Frage: wie kann eine Musik, wie mit dem Skalpell gefertigt, so tief rühren? Nun also HYbr:ID III. Inspiriert von der uralten Tradition des japanischen Noh-Theaters, mit seiner Kunst kleiner Gesten. Es braucht keine fernöstliche Quellenforschung, um diese Musik auf sich wirken zu lassen, die sich, einmal mehr, kleinsten Motiven verschreibt, und daraus maximale Wirkung schöpft. Jedem vertraut, der einmal an diesen Sounds teilgenommen hat, sie als Rätsel begreift, Verlockung, stillen Tanz. Du kannst dazu, mit Augenzwinkern, deine kleine Teezeremonie beisteuern. Beiliegend, alle Graphiken für jede einzelne Komposition, raumgreifend. Eine Art Bilderbuch.
Wilco in Dortmund am 25. Juni 2025
Wer Lust hat, besorge sich umgehend bei Eventim oder sonstwo die Tickets für Wilco. Dortmund ist meine Heimatstadt, und ich freue mich, wenn ein paar unserer Leser und Flowworker/innen nach Ostwestfalen kommen, am besten einen oder zwei Tage vorher… ich gebe den Animateur im Westfalenpark, bei Strobels, in der Hafenkneipe, in der Bolmke, und sonstwo. Anfang Juni führen die Flaming Lips in Köln ihr grossartiges „Yoshimi“-Album auf: zwei meiner Lieblingsbands in einem Monat erleben zu können – fabelhaft! Wer Dortmunder Stadtluft schnuppern möchte, sei daran erinnert, dass in genau zwei Monaten, am 4.12.24, zwei Tage vor unseren berüchtigten „Nikolauslisten“, Jakob Bro im Domicil spielt, mit Arve Henriksen und Jorge Rossy. Auch da werde ich vor Ort sein. Wahrscheinlich Jakob interviewen zu seinen Brüsseler Konzerten 2024, aus denen ein weiteres Bro-Opus entstehej wird. Wie sieht‘s aus, Norbert, Lorenz. Toni, Anonymus, Michael Z., und Co.?! Bislang war mein Dortmunder Rockkonzert forever and a day, das Doppeltrio von King Crimson in dem Neunzigern (ein heisser Sommertag im Park).
Breaking The Shell
„Throughout Breaking the Shell, the trio demonstrates a constant fascination with sound and texture, creating a transcendental work of experimental jazz that is as bewildering as it is exhilarating. It’s a must-listen for anyone who seeks fresh vibes in creative music“ (from Jazztrail, and right so)
„Und ja, ich bin zwar „für Dreharbeiten“ hier, dokumentiere gerade eine Kollaboration von Kit Downes mit Bill Frisell und drei Streichmusiker/innen. Und in gut zwei Wochen zwei Aufnahmen von Sun in New York. Dazwischen kann man das „Urlaub“ nennen… aber ich nenne es eher Reisen zum Fotografieren und Gespräche führen. Und mal schauen, was ich noch filme.“ (Ingo J. Biermann, Notes from Minnesota)
So weit ihr Gedächtnis auch reicht, es schwingt ein beträchtliches Quantum Unerkundetes bei den Improvisationen mit, die in New York entstanden sind, in der „St. Luke In The Fields“-Kirche. Über das Üblich-Unvorhersehbare hinaus, das Improvsationen zueigen ist. Wann hat man schon je Pfeifenorgel, E-Gitarre und Schlagzeug im Zusammenspiel gehört, noch dazu in einer Klangwelt, die sich jeder Idee von „Groove“ und „Power Trio“ widersetzt!? Für den Pianisten Kit Downes sind Kirchenräume schon fast eine vertraute Herausforderung, hat er solch hallfreudige Räumlichkeiten schon des öfteren bespielt, mit psychedelischer Klanglust und purer Introspektion. Mit Andrew Cyrille haben Downes und Frisell zudem einen Meister flirrender Perkussion an ihrer Seite. In dem exzellenten Film „Music For Black Pigeons“ spricht Bill Frisell darüber, dass, aucb nach all den Jahrzehnten, jeder Griff zur Gitarre wie ein neuer Anfang erscheine. Nun kommen bei dieser Geisteshaltung des „steten Anfangens“, die jeden Zen-Schüler auszeichnen würde, auch durchaus routinierte Klänge zustande, aber hier in einer Kirche, die vom Namen eher an eine schottische Wald- und Wiesenkirche erinnert, darf durchaus von „Pionierarbeit der meditativen Sorte“ geprochen werden.
Feinste Schwingungen sind Programm. Keine vertraute Rhythmik, kein sakrales Liedgut, kein Feuerwerk der Instrumente, die ja, alle für sich genommen, laut und wild auftrumpfen könnten. „In-Den-Klängen-Aufgehen“, neudeutsch „deep listening“, genau das ist empfohlen. Akribisch auch die Vorbereitung der Produktion: der Produzent Sun Chung hatte 30 Kirchen und Kapellen auf ihre Tauglichkeit getestet. Bill Frisell und Kit Downes erinnern sich an die Produktion, und ich habe ihre Aussagen Ingos bewegten Bildern entnommen.
„Als wir zu spielen begannen, war alles so einfach“, erinnert sich Bill Frisell. „Und das überraschte mich schon. Diese riesige Orgel nimmt Raum ein, aber zur gleichen Zeit gibt sie mir an der Gitarre und Andrew jede Menge Platz, uns um sie herum oder in sie hinein zu bewegen. Zuerst dachte ich, sie könnte überwältigen, und alles zudecken. Aber so war es nicht. Die Art, wie die Sounds da im Raum wandern, nun, das ist schon das Gegenstück von einem normalen Tonstudio.“
Und Kit Downes ergänzte: „Bei der Aufnahme musste man sich durch bestimmte Puzzlestücke navigieren, aber genau das war Teil der Freude bei diesem Prozess, den perfekten Ort zu finden, an dem etwa das Schlagzeug präsent ist „voll da“ ist, und nicht in der Weite des Raums verloren geht. Und ich kann mit der Orgel ein rhythmisches Empfinden beisteuern, ohne dass es zu wabernd klingt. Es gilt also, mit all diesen Parametern ein wenig zu spielen.“
„Breaking The Shell“ ist eines dieser Alben, die nicht auf Anhieb fesseln. Dem Unerhörten gilt es Zeit zu geben. Dann finden sich die überraschendsten Entdeckungen, wie die von zwei Hörern, die mich nach der letzten Ausgabe der JazzFacts unabhängig voneinander auf gewisse Momente hinwiesen, in denen der „spirit“ der Doors spürbar gewesen sei. Ein „Ray Manzarek memory vibe“ – und das hörte ich dann auch.*
HIER Ingos Kurzfilm zum Album, und hier „Sjung Herte Sjung“, das auf einem alten Folksong basierende Stück des Trios, das ich in den JazzFacts spielte. „Breaking The Shell“ ist als LP, CD, und DL verfügbar, und gehört in meine Liste der 10 besten Jazzalben des Jahres.
A(n) (not so) imaginary radio hour for Steve T.
Unionen: Unionen (WeJazz) *
Steve Tibbetts: Life Of
Underworld: Strawberry Hotel
Arild Andersen: Landloper (ECM)
Laura Cannell: The Rituals of Hildegard Reimagined
Hayden Thorpe: Ness
Rachel Musson: Lludw A Llwch, Daear A NefDanish String Quartet: Keel Road (ECM)
Tindersticks: Soft Tissue
Steve Tibbetts: Life Of
Downes / Frisell / Cyrille: Breaking The Shell (Red Hook)* Unionen is: Per „Texas“ Johansson; tenor saxophone, clarinet, contrabass clarinet, cor anglais & flute / Ståle Størlokken; grand piano, fender rhodes & synths / Petter Eldh; double bass, electric bass & mpc / Gard Nilssen; drums & percussion