Aus dem Tunnel
Seit 5 Wochen läuft hier der Schulbetrieb wieder. Die 6 Wochen Sommerferien am Stück sind ja ein nicht zu unterschätzendes Privileg. Von daher will ich jetzt nicht in so einen „wir Lehrer arbeiten alle so hart„-Schnack verfallen. Ich bin dankbar für die Arbeit, die ich gerade tue: mit 18jährigen ein Theaterstück einzuüben („Die 12 Geschworenen„), in 7 Wochen ist Premiere.
Keine Frage ist das viel Arbeit, die letzten 5 Samstage haben wir geprobt, an den Sonntagen habe ich zudem meinen übrigen Unterricht vorbereitet. Unabhängig von dem Theaterstück hatte ich in den ersten drei Wochen des Schuljahres doppelt so viel Unterricht wie normal – diese Stunden kamen dann also noch dazu. Aber die Proben machen – trotz aller Anstrengung, trotz allem Generve („Muss ich auch kommen?“ „Wann ist Pause?“ „Wann machen wir Schluss?“) – wirklich Spaß. Irgendwann wird es einen toten Punkt geben, irgendwann wird es zwischen mir und den Jugendlichen knallen – das gehört dazu. Aber momentan ist es sehr befriedigend, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Schön wäre es, wenn die Schauspieler*innen mit dem Lernen des Texts beginnen würden, da muss ich aber vernutlich noch drei Wochen drauf warten.
„Alte und neue Musik“ habe ich in den letzten Wochen auch gehört, in solchen Momenten ist Musik besonders wichtig. „Repertoire“ von Shane Parish lief besonders häufig. Parish spielt auf seiner Gitarre Versionen von Stücken verschiedener Künstler: Aphex Twin, Mingus, John Cage, Alice Coltrane, Ornate Coleman, Kraftwerk, u.a. Es herrscht eine Atmosphäre wie auf der Veranda eines amerikanischen Holzhauses im Sommer. Und das ganze klingt wunderschön, aus der Gitarre kommen die Klangfarben einen Orchesters heraus. Ich glaube, „Repertoire“ würde vielen der Mitlesenden sehr gefallen.
Das neue Nick Cave & The Bad Seeds Album gefällt mir auch. Irgendwie leicht überdreht und überkandidelt-schwelgerisch in den Arrangements (diese Chöre!), trägt diese Musik mich auf die angenehmste Weise durch meine Tage.
Und in das erste Album von Azimuth, dass ich jetzt schon einige Monate besitze, kann ich mindestens genau so gut verschwinden, wie in „Repertoire“. Und dann ist da noch „The Pretender“, ein Song den ich durch Lajlas Post lieben gelernt habe und in den letzten Wochen immer wieder mal gehört habe.